Nachdem ich meine ersten Erfahrungen mit Amtrak (dem Zug
in den USA) an der Westküste von Seattle nach Portland und weiter nach San
Francisco gemacht hatte ging es mit dem „California Zephyr“ bis nach Chicago.
Alles war anders hier. Mindestens 30 Minuten vor Abfahrt
sollte man da sein. Das Gepäck musste wie am Flughafen aufgegeben werde,
Sitzplätze wurden einem erst einige Minuten vor Abfahrt auf einem Pappschild
zugewiesen. Und dann ging es auch erst auf den Bahnsteig. Nicht wie in
Deutschland, 2 Minuten vor Abfahrt in den Zug springen, Plätze sind
elektronisch zugewiesen und los geht’s.J
Von Kalifornien aus (einige Schneeflecken in den Bergen
waren noch zu sehen) fuhr der Zug durch die kahle und trockene Landschaft von Nevada und Utah. In Salt Lake City sprang ich
für 24 Stunden aus dem Zug um mir die Beine zu vertreten und etwas frische Luft und Sonne zu schnappen.
Dann ging es weiter in den Staat Colorado, der Zug folgte dem Fluss Colorado,
und vom großen Sightseeingfenster aus (extra Waagen, ich habe dort am liebsten
die Zeit verbracht), konnten wir beobachten wie einige Leute den Fluss mit
einem Boot runter paddelten, stecken blieben und fischten.
Weiter ging es durch die Rocky Mountains. Die rot-braune
Landschaft mit den schroffen Felsen veränderte sich in eine grüne, bewaldete
Landschaft und auf den Bergen war Schnee zu sehen. Wir fuhren an einem Eagle
Nest vorbei und ich verließ den Zug in Denver. Die Fenster wurden hier von den
Fensterputzern geputzt und einige Tage später setzte ich meinen Trip mit dem
Zug bis nach Chicago fort.
In der Nacht fuhren wir durch Omaha in Nebraska und am
nächsten Tag ließ ich die grüne Landschaft von Iowa an mir vorbeiziehen, bevor es
über den Mississippi nach Illinois ging und der Zug mit Verspätung am
Nachmittag in Chicago einfuhr. Mit jeder Nachtfahrt, verloren wir eine Stunde
und kamen Deutschland immer näher.
Nach einigen Tagen in Chicago ging es Übernacht durch die
Staaten Indiana, Ohio, Pennsylvania bis nach Washington DC. Die Beinfreiheit
war ok, ich saß nicht so gequetscht wie in dem Bus in Brasilien, konnte meine
Füße am nächsten Morgen noch spüren aber ein zweiter Platz (hatte ich nur
einmal bei den vier Übernachtfahrten) wäre trotzdem toll gewesen.
Für die Passagiere die etwas mehr Geld ausgeben wollten,
konnten bei diesen Langstreckenzügen natürlich auch einen Sleeper, mit Bett
reservieren. Ein Cafe und Restaurantwagen gab es auch. Ich schleppte mich aber
immer noch mit einer extra Tasche ab, in der ich etwas Essen für die Fahrt
transportierte. (Backpacker und Geld sparen eben) J
Nun war ich an der Ostküste der USA angekommen und auch
das Zugsystem veränderte sich hier etwas. Ich musste mein Gepäck schon längst
nicht mehr abgeben. Das warten und hoffen auf den Rucksack am Laufband ist doch
immer aufregend und außerdem fahren die Züge hier nicht mehr nur einmal am Tag.
Sondern es gibt etliche Verbindungen in die jeweiligen Städte. Nur zwei Stunden
dauerte meine Fahrt von Washington DC nach Philadelphia und ich hatte das
Gefühl der Zug fuhr auch etwas schneller, als ich es aus den vergangenen Wochen
gewohnt war. Weiter ging es mit WIFI und Steckdosen im Zug in Richtung Norden, immer
an der Küste von New England entlang bis nach Boston.
Die letzte Etappe mit meinem USA Railpass, gültig für 30
Tage und Ausstiegmöglichkeiten von 12 Mal, bewältigte ich heute von Boston nach
New York.
Zusammengerechnet habe ich 4 Tage, 5 Stunden und 15
Minuten (Wartestunden vor Abfahrt nicht mitgezählt) in den letzten 26 Tagen im
Zug gesessen und bin 4814 Milen (7746 Kilometer) quer durch die United States gefahren.
Die Zeit schlug ich tot mit Smalltalk mit anderen Fahrgästen, Tagebuchschreiben
(hab dazu echt keine Lust mehr, muss aber sein, damit ich nicht alles
vergesse), Blog schreiben (um Euch auf dem laufenden zu halten und etwas an
meiner Reise teil haben zu lassen) und ließ meine Gedanken schweifen in dem ich
aus dem Fenster schaute und die Landschaft an mir vorbei zog.
Ich machte mir Gedanken über meine Zukunft. Uni, Arbeit
was kommt alles auf mich zu bzw. was
will ich machen?
Wie merkwürdig ist es wohl in Frankfurt auf dem Flughafen
zu stehen und alle sprechen deutsch um mich herum!
Was gibt es neues in Deutschland oder ist alles wie
immer?
In wie fern hab ich mich verändert und werde ich mich
noch mit allen verstehen?
Ja das wird alles sehr interessant.
So ihr Lieben ich genieße jetzt noch die letzten Tage in New
York und in einer Woche sind meine 200 Reisetage schon zu Ende und ich bin
zurück in Deutschland.
Fühlt Euch gedrückt und bis bald.
Route mit dem Zug (gelbe Kästchen) |
Mein Platz |
Sightseeinglounge |
Bahnhof Chicago, oder eher Flughafen ?? :-) |
Ziel: Washington (auf Pappe) |
Bepackt wie immer... |